Über den Zen-Weg

Zen ist das tägliche Leben. Es ist ist nicht etwas, was außerhalb dessen stattfindet oder getrennt vom Alltag zu sehen ist. Nun mag man sich an dieser Stelle fragen: Und wieso sollte ich da irgendeine „Zen-Schulung“ brauchen?
Die meisten Menschen irren durch ihr Leben wie durch eine Matrix, einen Traum. Der Zen-Weg ist der Weg heraus aus dieser Matrix, ist Erwachen und nicht ohne Grund wird Zen „der Weg der Befreiung“ genannt.
Aber: So mancher sitzt auch sein Zafu (Sitzkissen in der Zen-Meditation) platt und klammert sich an Meister Dogens Satz, das Sitzen alleine sei schon die Erleuchtung – und döst letztenendes Lichtjahre am Weg vorbei, da er/sie den Kern Dogens nicht versteht.

Shakjamuni Buddha erkannte nach vielen Jahren der Praxis und des Studiums unter vielen Lehrern, das alle Wesen von Anfang an erleuchtet seien.
„Na prima! Wozu dann denn noch Meditieren, Studieren, wozu irgendeine Praxis?“ Mag eine berechtigte Frage sein. Die Antwort:
Solange wir selbst dies nicht realisiert haben und es beständig aktualisieren, bleibt es ein nettes Konzept, theoretisches „Wissen“, jenseits aber vom Sein, vom hier und jetzt.
Erinnern Sie sich, als Sie Schwimmen lernten und Ihnen jemand sagte, „Das Wasser trägt Dich!“ Konnten Sie danach Schwimmen? Nicht? Eben. Doch wir können den Zen-Weg erlernen, ebenso wie wir Schwimmen lernen können und dabei realisieren, dass das Wasser tatsächlich „trägt“. Sicherlich geht dies nicht, ohne nass zu werden (d.h. beispielsweise durch Lesen möglichst vieler Zen-Bücher) und nass werden bedeutet "Zen-Praxis"!
Die meisten Menschen leiden. Der Großteil dieses Leids besteht darin, dass wir die Konzepte über die Dinge, das Leben (d.h. Job, Identität, Beziehung, Aufgaben, Verpflichtungen, richtig und falsch, etc.) mit dem eigentlichen Sein verwechseln und mehr mit unseren Konzepten über das Leben beschäftigt sind, als mit dem Leben selbst. Wie John Lennon einst treffend sagte: „Das Leben ist, was die ganze Zeit stattfindet, während wir mit anderen Dingen beschäftigt sind!“
Wie traurig, wie deprimierend und enttäuschend muß das langfristig sein? Und so versuchen wir, uns so viel wie möglich eben davon abzulenken, was auch wiederum langfristig Leiden verursacht.

Der Zen-Weg ist ein Weg heraus aus diesem Leiden, heraus aus dem Konzeptewald und hinein ins Leben, in das hier und jetzt.